Wir verließen Etosha mit einem sensationell dreckigen Fahrzeug. Es war Samstag und wir hatten wenig Hoffnung, eine Auto-Reinigung zu finden. In Outjo haben wir getankt und die WLAN-Internetverbindung einer Solothurner Restaurant-Besitzerin zum Glühen gebracht um die neusten Bilder und Artikel zu bloggen, einige Informationen für unsere Reise zu besorgen und mit der Auto-Vermietung sowie Globetrotter Schweiz zu korrespondieren. In Otjiwarongo fanden wir ein car wash. Es dauerte eine halbe Stunde bis der Dreck (nur äußerlich versteht sich) beseitigt war. Diese Intensiv-Behandlung unseres Autos kostete uns knapp 5 Franken (inkl. Trinkgeld).
Beim Waterberg Plateau Camp angekommen, ließen wir uns den Platz zeigen und entschieden uns spontan für eine kurze Wanderung. Wir haben uns für das Dinner oben auf dem Plateau angemeldet und starteten – Stirnrunzeln des Receptionisten ignorierend – den Spaziergang. Angeschrieben war die Distanz mit 5 km. Kaum losgelaufen, entschieden wir, die Sache abzubrechen. Erstens weil wir mit kurzen Hosen durch ein unter vielen giftigen Schlangen beliebtes Gebiet ohne Entgiftungspumpe latschten und zweitens weil die 5 km unmöglich stimmen konnten. Das Terrain erlaubte max. 3 km pro Stunde zurückzulegen. Wir machten kehrt und da begann es sogleich zu regnen. Allerdings nur kurz, so dass einer Runde im Pool nichts entgegen sprach.
Wir begannen auf Grund der bevorstehenden Route mit der Malaria-Prophylaxe. Die Packungsbeilage weist auf unzählige Nebenwirkungen hin, unterteilt in „sehr häufige“, „häufige“, und gelegentliche Nebenwirkungen. Ich gehe nicht weiter ins Detail. Vielleicht seit ihr gerade am Essen oder habt das in Kürze vor.
Zum Abendessen auf dem Plateau war es ein 20-minütiger Spaziergang. Wir hätten auch mit dem 4×4-Auto hochfahren können, aber dann hätten wir einiges des noch folgenden Abenteuers verpasst… Aber alles der Reihe nach. Als wir oben angekommen sind, am Glas doppelten Gin Tonic nippten und uns mit anderen Gästen und Angestellten unterhielten, wurde es außerhalb des Zeltes dunkel. Schon als wir von Pavianen und dann von der Service-Angestellten begrüßt wurden, meinte sie, uns erwarte „heavy heavy rain!“ – und wenn das die Einheimischen sagen, dann ist das wirklich eine üble Sache, Maloni! Es wurde immer dunkler und die Regenwolken kamen wie eine geschlossene, schwarze Wand auf uns zu. Kurz später regnete es, als ob Petrus den Stöpsel aus der Badewanne gezogen hätte. Ein fantastisches Naturspektakel. Wir hatten absichtlich (warum auch immer) das Zelt zuvor noch aufgebaut und waren uns einig, dass dieses ganz bestimmt nicht solchen Regen aushält. Mir kam sogar der Gedanke, dass außer des schweren Autos nichts mehr dastehen würde, sondern weggefegt sein könnte.
An unseren Tisch gesellte sich ein netter Herr. Er sprach deutsch und erklärte, er sei Farmer und dieses Gebiet gehört seinem Neffen. Er beantwortete uns bereitwillig unsere Fragen, die wir ihm den ganzen Abend über stellten: staatliche Vorsorge, Gesundheits-(Un)wesen, Politik und Regierung, Steuersystem etc. etc. Wir philosophierten auch noch ein wenig über die Frage, wie der Begriff „Fortschritt“, den die Missionare und Kolonisten angeblich nach Namibia brachten, zu verstehen sei. Ihr könnt’s euch vorstellen, wir haben eine Zeit geplaudert und es war sehr interessant.
Zwischenzeitlich hat Petrus erneut ein Bad genossen und war kurz davor, das Wasser in Form eines Ur-Regens abzulassen. Er wartete damit aber bis wir das Restaurant-Zelt verlassen hatten. Wir hatten das Angebot unseres Diner-Gesellschafters abgelehnt, uns hinten im Pick-up zum Camp mitzunehmen. Sobald die Rücklichter in der Dunkelheit verschwunden sind, begann es zu regnen. Erst noch zögerlich (vielleicht hatte sich eine Gummiente im Abfluss von Petrus’s Riesen-Badewanne eingeklemmt) und dann immer heftiger. Sabrina war so clever, einen Schirm mitzunehmen und so liefen – oder eher stolperten – wir talwärts. Der Boden ist während der Trockenzeit so fest, dass das Wasser darin nicht versickert. Auch die Regengüsse der letzten Tage haben daran nichts geändert. Der Sand wird in großen Mengen vom Weg heruntergespült. Es sieht aus wie eine Sandlawine. Wir kamen auf etwa mehr als halbem Weg bei der Rezeption an und stellten uns dort einige Minuten unter das Dach. Nach einer Lagebesprechung hat der Regen etwas nachgelassen und so liefen wir weiter zum Zeltplatz. Der Boden war komplett verschlammt, unsere Kleider nass und die Schuhe.. Naja, ihr könnt’s euch vorstellen.. Wir haben uns unter das kleine Wellblechdach gestellt und darüber beraten, wie wir nun – logistisch gesehen – ins Zelt kommen. Zum Glück war darin alles noch trocken. Der Notfall hätte vorgesehen, den Schlafsack raus unter das Wellblechdach der „Küche“ zu nehmen und dort zu schlafen. Das wäre idyllisch und im entfernten Sinne auch romantisch, aber vielleicht nicht bis zum Sonnenaufgang trocken gewesen.
Während der Nacht regnete es immer wieder. Am Morgen krochen wir aus der warmen Schlafstätte hervor um die Lage zu prüfen. Wir hängten die nassen Sachen auf und verkrochen uns wieder ins Dachzelt. Das Leben ist ein Abenteuer! Die vorgesehene Wanderung auf dem Plateau haben wir kurzerhand gestrichen und so blieben wir einfach ein wenig im Zelt liegen. Dafür sind ja Ferien auch da, oder?!
Am Mittag haben wir dann alles im Auto untergebracht und verliessen das wunderschöne Gebiet. Schade, dass wir nicht mehr von der Natur genießen konnten. Wir fuhren via Otivo nach Grootfontein. Hier gibt es nicht sehr viel und noch viel weniger an einem Sonntag. Aber um vier Uhr würde die Siesta abgeschlossen und der Spar geöffnet sein. Wir mieteten uns beim Maori B&B ein. Der freundliche und sehr geschwätzige Besitzer – ein Deutsch-sprechender, wie könnte es anders sein – meinte, wir sollten mit einem solch tollen Fahrzeug und dem Zelt auf seinem wirklich phänomenalen Zeltplatz übernachten. Wir erklärten ihm aber, dass wir gerne einmal in einem trockenen, stabilen Bett schlafen möchten. Er zeigte uns daraufhin ein nettes, Kreis-rundes Mini-Bungalow. Sein „Weicheier“ haben wir problemlos ignoriert; besonders als wir ihn nach einer Empfehlung für ein Restaurant gefragt hatten und daraufhin seine Frage, warum wir denn nicht grillen, mit einem „wir möchten eben lieber in ein nettes Restaurant“ beantwortet haben.
Zum Anwesen gehört auch ein runder Turm. Wir durften nach oben steigen und die Aussicht geniessen. Die Wolken waren echt phänomenal. Wie gestern schon sah man verschiedene Stadien von Regengüssen über das Land streifen. Von Blitzen begleitet, schob sich eine große Gewitterwolke auf unseren Turm zu. Wir schafften es gerade noch, relativ trocken ins Innere zu gelangen. Innerhalb von weniger als einer Minute beginnt es hier Orkan-artig zu regnen. Und dann kommt soviel Wasser runter, dass man sich fragt, ob irgendwo Schwimmwesten aufzutreiben sind. Wir verliessen später den Turm um zum Restaurant zu fahren und hatten Mühe, ins Auto einzusteigen, weil der Boden über weite Flächen teilweise 10 Zentimeter unter Wasser stand. Und das nach einer halben Stunde Regen! Im Turm befand sich aber noch etwas anderes. Ein wahres Schlaraffenland für uns Touristen. Der Besitzer zeigte uns seinen Andenken-Shop und ging auf jedes der speziellen Dinge kurz ein. Er redete soviel, dass wir überhaupt keine Zeit hatten, alles aufzunehmen und zu verarbeiten, geschweige denn uns die Dinge in Ruhe anzusehen. Wir hatten Hunger und der Lodge-Besitzr meinte, sein Shop sei keine Wartehalle; also verließen wir den Turm um zum Restaurant zu fahren. Das Essen dort war sensationell.
Am Morgen danach fuhren wir – nicht ohne vorher nochmals den Shop zu besuchen… – weiter Richtung Nordosten durch Rundu bis zum Mahungo Park. Der Caprivi-Zipfel ist ein schmaler Landstrich Namibias. Hier sind sehr viele Tiere zu sehen. Kurz vor Rundu werden alle Fahrzeuge und Personen auf transportierte Lebensmittel (besonders Fleisch) kontrolliert. Damit soll verhindert werden, dass Tierkrankheiten in die grossen Städte im Süden gelangen. Nördlich dieser Veterinär-Grenze, so wurde uns gesagt, endet das europäische und beginnt das wahre Afrika. Unterwegs sahen wir sehr viele Kinder in einfacher Schuluniform, die spielten und uns zuwinkten. Die meisten haben ein großes, herzliches Lächeln im Gesicht. Kaum vorstellbar, dass die wenigen Kilometer des Caprivi-Gebietes zu einer Verdoppelung der Anzahl HIV-infizierten Menschen führen. Der Landesdurchschnitt liegt bei 17%, entlang des Caprivi-Zipfels jedoch bei 34%.
Wir fuhren bis zum Mahungo Nationalpark. Die dort direkt am Okavango-Fluss gelegene Lodge ist wunderschön. Wir entschieden uns für ein großes Zelt. Vor dem Abendessen ging es noch auf eine Fluss-Safari. Wir konnten Flusspferde (sind das eigentlich die selben wie Nilpferde?) und kleine Krokodile sehen. 10 km südlich befindet sich die Grenze zu Botswana und 30 km nördlich jene zu Angola. Das Abendessen war super aber trotz des Mückenschutzes fliegen diese Viecher hier zu Hauf herum. Gute Nacht.
Am nächsten Morgen besuchten wir den angrenzenden Mahango Nationalpark. Wir konnten viele der uns bekannten Tiere sehen. Sogar eine Giraffe, die sich von uns vermutlich beim Fressen gestört fühlte. Wir würden eine zweite Nacht in der Mahangu Lodge übernachten. Erstens weil es uns hier gefiel und zweitens weil hier wunderbar gefaulenzt werden kann. Das haben wir den ganzen Nachmittag auch Super zelebriert. Und es war herrlich! 🙂
Vor dem Abendessen gab es erneut etwas Leckeres zu trinken: Sabrina probierte zuerst einen Martini und anschließend – ob es nun etwas gegen Malaria nütze oder nicht – einen Gin Tonic hinterher. Ich konnte nicht anders und müsste mir auch sowas bestellen.
Wir grüssen herzlich
Sabrina & Thomas